Mit dem Fahrrad durch Cuba

Radtour Havanna – Viñales 

26.2. bis 3.3.2016: Der Start in unser Radtourabenteuer beginnt mit etwas Verspätung, denn die Räder sind zwar pünktlich um 9 Uhr vor der Hausttür, aber der Weitertransport bis in die Außenbezirke von Havanna ist nicht wie gebucht organisiert. Irgendwann ist aber auch diese Hürde überwunden – und wir radeln mit unseren Trekkingrädern über die “carretera central”.

Viel Verkehr ist nicht, aber Lastwagen und Busse fahren oftmals recht nahe an uns vorbei und die Sonne brennt auch ganz schön. Aber trotzdem macht mir diese Art der Fortbewegung nach Monaten auf See und im Bus oder Taxi doch viel Spaß – und ich genieße die Fahrt.

Am späten Nachmittag beginnt die Etappe sich allerdings zu ziehen – uns fehlen die zwei Stunden, die wir am Morgen mit der Warterei in Havanna verloren haben. So nehmen wir für die letzten Kilometer die Dienste eines Motorrad-Rikschas-Fahrers in Anspruch  – und trotzdem ist es schon richtig dunkel als wir in unserem Quartier in Las Terrazas ankommen. Am nächsten Morgen entpuppt es sich als idyllysche Bungalowsiedlung am Ufer eines kleinen Flüsschen.

Am nächsten Tag haben wir zum Glück einen Ruhetag und können uns in aller Ruhe die kleine Siedlung anschauen, die sich rühmt ein Künstler- und Ökodorf zu sein.

Ich besuche zwei Künstlerateliers und das Haus einer kubanischen Musikerlegende, Polo Montanez – und als wir auf dem Weg zu einer typischen Land-Gaststätte einen Abstecher zu einer Tankstelle machen, weil wir für eine kleine Fahrradreparatur eine Schraube benötigten, sehen wir diese (und noch mehr) Losungen – die so oder so ähnlich vor fast jedem staatlichen Unternehmen beinahe alle 20 Kilometer auf dem Land zu finden sind.

Mit Riesen-Hunger stürze ich mich dann auf den im Reiseführer gerühmten Schweinebraten und verschlinge dazu eine Riesenportion Reis und Bohnen – bei netter Musikbegleitung.

Das Essen liegt mir und auch Gisela allerdings schwer im Magen und hat zumindest bei mir desaströse Konsequenzen für die folgende Nacht.

Sehr geschwächt machen wir uns am nächsten Tag dann auf die nächste, zum Glück nur kurze Etappe und sind äußerst zufrieden als wir das schöne Hotel sehen, in dem wir gleich zwei Nächte übernachten.

Wie Las Terrazas ist auch Soroa, wo wir jetzt gelandet sind, ein Dorf, das so etwas wie die Sommerfrische der Habaneros, der Einwohner von Havanna ist. Hier in den Bergen ist es etwas frischer als in der Hauptstadt und vor der Revolution 1959 haben sich reiche Hauptstädter hier einen Zweitwohnsitz eingerichtet.

Am nächsten Morgen, als es uns schon etwas besser geht, besuchen wir den nahegelegenen Orchideengarten, der ein tropisches Paradies ist – und mich an den botanischen Garten von Soufrière auf St. Lucia erinnert.

Wir erholen uns etwas am Pool, besichtigen noch einen Wasserfall, der uns aber nicht so beeindruckt – und starten am nächsten Tag gestärkt zu unserer Etappe nach San Diego de los Baños. Es geht erst etwas bergab und dann auf der „carretera central“ weiter gen Westen. Die Landschaft gefällt mir – und der Verkehr hält sich in Grenzen.

Allerdings sticht die Sonne gegen Mittag ganz schön und wir sehen zu, das wir immer wieder kurze Pausen machen – entweder um Wasser nachzukaufen oder um im Schatten Wasser zu trinken; vor einer Schule machen wir dann auch mal länger Rast und stärken uns mit Papaya und Keksen.

Und diesmal schaffen wir die für unsere Verhältnisse lange Etappe (ca. 56 km) ohne Hilfsmittel – lassen uns dann aber erschöpft auf den Schaukelstühlen in unserer Privatpension nieder.

Da wir leider doch die letzten Ankömmlinge sind, bekommen wir das einfachste Zimmer  – und vor allen Dingen die Dusche mit den diversen Kabeln und dem Schalter fürs warme Wasser erscheint mir zuerst wenig vertrauenserweckend. Aber sie funktioniert – und inzwischen habe ich sie auch schon in vielen anderen Pensionen gesehen und ohne Schaden ausprobiert.

Die Bauten im Zentrum von San Diego, das über heiße Schwefelbäder verfügt, die wir aber nicht getestet haben, künden von durchaus wohlhabenden Bürgern, die hier einst schicke Gebäude errichten ließen.

Schulkinder winken mir zu und dann heißt es uns für: Weiter geht es – nach Viñales, aber heute trixen wir: Bis zu einer Höhle, die Che während der Kuba-Krise als Kommando-Zentrale nutzte,

lassen wir uns im Taxi transportieren – denn der Veranstalter hat leider zwei Etappen zusammengelegt, so dass wir über 70 Kilometer hätten fahren und noch dazu drei heftige Berg-Anstiege bewältigen hätten müssen. Das wollten wir uns dann doch nicht antun, zumal in der Beschreibung eines anderen Radreise-Veranstalters die Etappe als nur etwas für die “ganz Harten” angekündigt wurde.

Unterwegs fallen die Schaukelstühle vor den bunten Häusern auf.

In Viñales erschrecken uns dann wieder die Touristenmassen. Das ganze Tal von Viñales ist wegen seiner einzigartigen Landschaft UNESCO-Weltkulturerbe (leider keine Blog-Fotos, denn Landschaftsfotos werden mit dem Handy nichts!) – und ich hatte den Eindruck, dass in jedem zweiten Haus im Ort inzwischen Zimmer vermietet werden.
Wir machen es in unserer sehr netten Pension gemütlich, erkunden einige der vielen Restaurants und machen am nächsten Tag eine kleine Wanderung:  Wir bekommen erklärt wie die Bauern den Tabak ernten, trocknen und schließlich die Blätter zu den berühmten Zigarren drehen. Ich habe mir das alles genau angeschaut, aber diesmal das Fotografieren vergessen, Entschuldigung.

Am nächsten Tag geht es dann mit dem Bus zurück nach Havanna – das Abenteuer Radtour ist vorbei.

4 Kommentare

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  1. Hei, super, liebe Annette, jetzt hätte ich gerne ein bißchen von dem heißen Wetter, hier ists schon wieder trübe und kalt. Die Schilder hast du toll zusammengestellt. Bis bald in Berlin ruft gisela

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  2. Hallo, Annette
    Mir geht es richtig gut, eben habe ich mir Bilder von China von Konrad angucken können, und jetzt die tollen Bilder von eurer Radtour. Beides topaktuell und schnell von Osten und Westen bei mir angekommen! Es lebe diese moderne Kommunikation über den halben Erdkreis! Super Bilder hast du wieder geschickt, die Straßen, die Höhle von Che die Blumen und die netten Unterkünfte. Gut daß nach der Scweinebraten-Nacht ein so komfortables Quartier kam. Du wolltest dich doch auf solche Fleischorgien nicht mehr einlassen und vegetarisch bleiben für den Rest der Reise? Hattet ihr wenigstens eine gute Gangschaltung am Rad? Erhol dich gut bis zur nächsten Wanderung und liebe Grüße Munis

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  3. Hola Querida, hab im Schnelldurchlauf deine Reise von Haiti nach Vinales verfolgt – klingt ziemlich spannend und aufregend – bin ein bisschen neidisch und bekomme Fernweh. Meine Reiseziele für die nächste Zeit sind grade mal Freiburg und Krakau. Bin schon ziemlich auf deine ausführlicheren Erzählungen gespannt dein Blog ist aber super. wünsche dir noch wunderschöne Urlaubstage – wann kommst du eigentlich wieder nach Berlin?

    Saludos Renate

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